Diskussion zu «Hier geht’s lang!» von Elke Heidenreich

Einig waren wir uns in beiden Zirkeln: „Hier geht’s lang“ von Elke Heidenreich ist wie geschaffen für eine Diskussion im Lesezirkel: die Autorin gibt uns Einblick in ihre prägenden Lektüren und zeigt am persönlichen Beispiel, dass Literatur zuweilen tatsächlich lebensrettend sein kann.
Gleichzeitig wird aber auch erschreckend klar, wie lebensvernichtend für viele Schriftstellerinnen das Künstlerinnen-Dasein war: oft verkannt, oft am Schreiben gehindert blieb ihnen nur noch die Flucht in den Tod.

Die Zirkel-Teilnehmer*innen waren im Vorfeld ermuntert worden, in ihrer eigenen Biografie nach wegweisenden Büchern zu suchen: So fand dann auch ein reger Austausch statt über wichtige Titel: von Michael Endes‘ „Momo“, Enid Blytons „Die 5 Freunde“ und Lisa Tetzners „Die schwarzen Brüder“ über Marlen Haushofers „Die Wand“ und Ilse Aichingers „Die grössere Hoffnung“ bis zu Max Frischs‘ „Biografie. Ein Spiel“ und Hanya Yanagiharas „Ein wenig Leben“.

Bedauert wurde ein wenig, dass Elke Heidenreich eher wenig über wegweisende Lektüre im Alter geschrieben hatte: welche Autorinnen geben ihr jetzt, mit bald 80 Jahren, Kraft zum Weitermachen ? 
Spannend war, wie Elke Heidenreich’s Aussagen zuweilen in der Diskussion auch polarisierten: „Die Frage ist nicht, ob ich Zeit zum Lesen habe oder nicht (…), sondern ob ich mir das Glück, Leser zu sein, leiste oder nicht.“ Die einen teilten voll ihre Meinung; andere liessen dieses Urteil nicht gelten.

Kontrovers diskutiert wurde auch ihre Regel, jedem Buch die Chance von 50 Seiten zu geben. Wenn es sie bis dahin nicht überzeugt, legt sie es weg. Die einen gestanden, auch schon früher abzubrechen, andere behaupteten, praktisch jedes begonnene Buch fertig zu lesen.
Erfrischend fanden alle, dass Elke Heidenreich Menschen nicht nach ihrem Büchergeschmack verurteilt und auch deutlich macht: Es gibt keinen Kanon. Und Gefallen fand in der Runde auch ihre Definition, warum wir lesen: „Was mich am meisten interessiert im Leben, ist die Frage, wie man es versteht“.  Dass Lesen definitiv Antworten liefern kann: Darin waren wir uns alle einig.

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